Disruption der XXL-Klasse: Satellitenfernsehen

Hartmut Gasser, 20.11.2019

Aus disruptiven Entwicklungen anderer Branchen lassen sich häufig Erkenntnisse für die eigene Branche ableiten. Wir schauen deshalb regelmäßig über den “Tellerrand”. Eine große Disruption findet direkt vor unserer Nase statt, nämlich beim Satellitenfernsehen.

Eigentlich ist Satellitenfernsehen ein Segen. Egal an welchem Standort ein Empfänger im Ausleuchtungsbereich eines Fernsehsatelliten ist – ein Parabolspiegel, der auf die richtige Stelle im Himmel ausgerichtet wird, ein günstiger Satellitenreceiver und schon ist Fernsehen und Radio auch in die Provinz gebracht. Die Frage ist, wie lange das noch so geht.

Denn in den USA brechen Fernsehsendern und Pay-TV-Anbietern die Kundenbasis weg. Nach einer Studie des Branchenforschers MoffettNathanson hat allein der Pay-TV-Satellitendienst “DirecTV” des Telekommunikationsriesen AT&T im dritten Quartal 2019 mehr als 1,1 Millionen Kunden verloren – mehr als fünf Prozent der Kundenbasis. Auch die Wettbewerber verzeichnen ähnliche Kundenverluste aufgrund der Entwicklung, dass viele Konsumenten ihren Fernsehkonsum ausschließlich über das Internet und Streamingdienste decken.

Was sich jetzt erst einmal anhört wie eine kleine Nachricht, hat durchaus sehr großes Potential. Da Technik und Betrieb moderner Kommunikationssatelliten ausgesprochen kostenintensiv sind, sind die Betreiber von möglichst vielen auszustrahlenden Angeboten abhängig. Vor allem Pay-TV-Angebote haben die finanziellen Möglichkeiten, mit vielen Kanälen in Programmbouquets größere Ausstrahlungskapazitäten in Anspruch zu nehmen.

Werden diese Bouquets zusammengestrichen, steigen mittelfristig die Übertragungskosten für alle restlichen Sender und werden deren Finanzierungs- und Geschäftsmodelle ins Wanken bringen. Nicht weniger als die Versorgung großer Teile der Gesellschaft mit Nachrichten steht hier auf dem Spiel, wenn immer mehr Fernsehprogramme auf Satellitenübertragungen verzichten müssten und stattdessen nur noch über das Internet streamen – und diese Angebote bei Empfängern einen breitbandigen Internetanschluss erfordern.

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